2014 Welschnofen

Das lange Wochenende über den 3. Oktober ist traditionell Motorradwochenende mit dem Ziel Berge. Also machen auch wir unsere erste Tornanti-Tour in die Südtiroler Alpen. Henrik kennt das Gelände noch vom Quad und Christiane ist gespannt, wie gut sie mit den vielen Kurven zurechtkommt.

Von München nach Welschnofen.

Wir verlängern das Wochenende um einen Urlaubstag und hören zudem am Mittwoch schon mittags zu arbeiten auf, um schon bis zum Achensee zu kommen und am Donnerstag viel Zeit für den ersten Pass zu haben.
Kurz nach 2 Uhr starten wir die Bikes in freudiger Erwartung eines wunderbaren Wochenendes. Sogar das Wetter scheint schon heute mitzuspielen – es hat aufgehört zu regnen. Aber leider nur bis zum Tegernsee. Hier hängen die Regenwolken noch an den Alpen fest. Wir ziehen also das Regenzeugs über und fahren den Rest der Strecke bei Regen. Da wir aber schon am Vortag über Internet den Gasthof Rieder in Jenbach gefunden und bereits von Zuhause aus ein Doppelzimmer reserviert haben, stört uns das nicht wirklich – wir wissen ja wo wir hin müssen.
Die Anreise ist aber – obwohl mit dem Achenpass der erste Pass der Tour schon zu befahren ist – unspektakulär und dient, wie geplant, einem günstigerem Startpunkt für die ersten hohen Pässe am Donnerstag.

Am Donnerstagmorgen frühstücken wir in Mitten einer Kuhherde – na ja, die haben ihre Weide halt unmittelbar unterhalb den Fenstern des Frühstücksraumes. Gegen 10 Uhr machen wir uns dann vom Hof. Der Gasthof war gut für eine Nacht, verspricht aber nach unserer Meinung auf seiner Internetseite mehr, als wir wahrgenommen haben.
Weil die Wolken im Inntal hängen und als Nebel gerade erst aufsteigen, ziehen wir uns schon beim Losfahren die Regenjacke über. Es regnet zwar nicht mehr (und das wird auch bis zum Ende der Tour so bleiben), aber die Jacken helfen gegen die kriechende Nebelfeuchte.
Unser Navi hilft uns, auch im Inntal nicht auf der Bundesstraße fahren zu müssen, sondern es lotst uns mit der Funktion „kurvenreiche Strecke“ immer wieder über Hangstraßen – die ersten Kurven an diesem Tag. Bei Volders besuchen wir dann kurz die Karlskirche, die wir schon so oft von der Autobahn aus gesehen haben. An ihr vorbei führt uns der Weg hinauf nach Tulfes und dann über die alte Römerstraße nach Matrai. Von dort fahren wir bis Sterzing – mit einer Kaffeepause – auf der alten Brennerstraße und nehmen den zweiten unspektakulären Pass mit, den Brenner.
Und jetzt beginnt das erste Hochalpen-Motorrad-Abenteuer: Es geht rauf auf 2.211 m Höhe. Wir fahren über den dritten Pass unserer Tour, das Penser Joch. Vielen Kurven rauf und auch einige wieder runter ins sonnige Bozen machen viel Spaß. Und so beschließen wir, dass wir von Bozen nicht das Eggental nach Welschnofen fahren, sondern ein wenig die Brennerstraße zurückfahren, um den Nigerpass (Nummer 4!) auch noch mitzunehmen, dabei den Blick auf den Rosengarten zu genießen und von oben nach Welschnofen einzufahren.
Der Empfang bei Bettina und Roland im Nigglhof ist wie immer herzlich, diesmal mit viel Hallo, weil wir – wie im Winter versprochen – tatsächlich mit unseren Bikes im ersten Jahr hierher gefahren sind. Und: Das Bier steht fast schneller auf dem Tisch, als wir den Ständer vom Bike herunterklappen können.

Sella Ronda.

Christiane hat Kurven geleckt: Wir haben uns für den zweiten Tag für die Sella Ronda vorgenommen. Und wir haben sie locker bewältigt, obwohl Henrik – noch mit der Quaderfahrung der Vergangenheit – kritisch über die vielen Kurven und die damit verbundenen Anstrengungen nachgedacht hat. Aber es stellt sich heraus, dass Kurven – oder besser Tornanti / Kehren – mit dem Motorrad nicht so anstrengend sind, wie mit dem Quad.
Der Tag begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein und kurz nach dem Frühstück sitzen wir schon wieder im Sattel. Vorbei am Karersee geht es via Nigerpass, der erste Pass heute, der fünfte auf der Tour, durch das Fassatal nach Cavalese. Hier beginnt für uns die Sella Ronda. Wir haben uns entschieden, die Ronda links herum zu fahren. Daher ist der Passo Pordoi der erste Pass der Sella Ronda. Und wer mitgezählt hat, weiß nun schon, dass der Pordoi mit einer Höhe von 2.239 m unser zweiter Zweitausender und der sechste Pass dieses langen Wochenendes ist. Und wie es der Zufall will, treffen wir auf dem Pass Sambucca-Andy auf dem Weg zum Gardasee!

Liebe Grüße auf diesem Wege an alle MFG Sambucca-Biker: Im kommenden Jahr organisiere ich wieder die eine oder andere Tour und wir fahren wieder gemeinsam an den Gardasee!

Der nächste Pass der Sella Ronda ist der Campolongo, der mit 1.875 m Höhe in der Ronda kaum ins Gewicht fällt und als unser siebter Pass auch nicht mehr Erwähnung finden muss.
Wir freuen uns nämlich bereits auf Nummer 8, das Grödner Joch, welches mit 2.121 Metern zwar nicht der höchste Pass der Tour ist, aber das spektakulärste Panorama bietet. Und das genießen wir bei herrlicher Höhensonne (und eilig aufgetragener Sonnencreme) bei einer Speck- und Käseplatte.
Und nun steht der letzte Pass, der der Ronda seinen Namen gegeben hat: Das 2.240 m hohe Sella Joch – der neunte Pass der Tour, der vierte Pass mit über 2.000 m Höhe und höchste Pass der Ronda. Nach einem kurzen Fotostopp geht es nun also wieder hinunter – Kehre um Kehre oder besser Tornante um Tornante.

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Trotzdem ist der Tag noch nicht rum. Wir haben immer noch Kurvenlust und ausreichend Zeit. So fahren wir das Fassatal weiter an der Abzweigung zum Nigerpass vorbei nach Moena. In Cavalese zweigen wir ab zum heute letzten Pass – Nummer 10 ist der Lavaze, der uns auch nochmal in schönen Kurven auf 1.808 m Höhe bringt.
Zum Tagesabschluss fahren wir dann noch zum Motorradzubehörshop in Bozen: Henrik hat – das darf nicht wieder passieren – Kettenspray zu Hause vergessen und vorsichtshalber kaufen wir auch ein wenig Öl, nachdem sich Christianes Duke heute Morgen gemeldet hat und Nachschub brauchte.
Mit einem guten Wein und den Kulinaria eines 5-Gänge-Menüs im Nigglhof lassen wir den Abend ausklingen.

Intorno Bolzano.

Wer jetzt glaubt, Christiane und Henrik haben in 2 1/2 Tagen doch schon über 500 km abgefahren (und abgesessen), die brauchen einen Pausentag – weit gefehlt. Wir kriegen in dieser Landschaft und bei dem schönen Wetter nicht genug vom Motorradfahren. Heute fahren wir über Deutschenofen und Petersberg nach Auer. Und von dort am Kalterer See vorbei über den Pass Nummer 11, den Mendelpass. Auf der anderen Bergseite – also abgewandt von Bozen – ist das Wetter nicht so toll, aber erträglich. Daher kommt die Pause auch erst nach dem Gampenjoch (12!). Wir entdecken ein Café mit Terrasse in einer Bikerkurve – und freuen uns zusammen mit einigen andern Motorradfahrern bei Kaffee und Kuchen über die vielen verschiedenen Bikes, die hier lang fahren.
Der Weg führt uns über Lana nach Meran. Und weil wir nicht die große Straßen zurück nach Bozen nehmen wollen, hilft uns die „kurvenreiche Strecke“ im Navi, den Weg über Vöran und Flaas zu nehmen, der am Berghang entlang führt. Diesmal treibt es das Navi allerdings ein wenig auf die Spitze: Bei Grumenbichl lässt es uns auf die Via Rafenstein einbiegen: Die Straße – nein Gasse oder wie auch immer – ist nur gut zwei Meter breit und hat 37% (keine Übertreibung) Gefälle und einige Tornanti – eine Abenteuer für Biker und die Bremsanlage.
Spaß macht es aber trotzdem und so nehmen wir auch noch den Weg über Ritten zurück ins Eisacktal und umrunden damit Bozen. Und weil wir von gestern den Weg durch das Eggental nach Welschnofen schon kennen, fahren wir ein Tal weiter nördlich von Blumau über Steinegg zum Nigglhof. Das sind, alleine bis Steinegg, zum Tagesabschluss nochmal 15 Tornanti / Kehren.

Zurück nach Hause.

Der Sonntag ist der Heimreisetage. Und weil wir so viel Spaß mit den Kurven haben, wir nicht – wie Alle – über den Brenner fahren wollen, haben wir uns das Timmelsjoch vorgenommen. Bis Meran fahren wir daher im Tal auf etwas schnelleren Straßen – wir haben es ja doch heute etwas weiter.
Leider zieht ausgerechnet aus dem Passeier Tal – und damit aus der Richtung Timmelsjoch – schlechtes Wetter auf. Es regnet zwar nicht, die Berggipfel sind aber wolkenverhangen und so diskutieren wir – mit Helm und Sprechfunk – an einer roten Ampel, ob wir es über das Timmelsjoch wagen sollen oder nicht. Das bekommen die Fahrer des offenen Roadsters vor uns mit (rede ich so laut?) und erzählen uns, dass sie sich – aufgrund der Schneefallgrenze – dazu entscheiden haben, mit ihren Sommerreifen nicht über das Timmelsjoch zu fahren. Das gibt auch für uns den Ausschlag, es nicht zu riskieren (Schade, dann muss das Timmelsjoch eben bis kommende Saison auf uns warten).
Also fahren wir dann – wie Alle – eben über den Reschenpass (Pass Nummer 13), freuen uns aber darüber, dass wir mit den Bikes immer wieder an den Autoschlangen vorbeifahren können (zum großen Teil mit Unterstützung – die machen Platz – und Verständnis der Autofahrer, danke).
Erst in Österreich wird das Wetter wieder freundlich und so entschließen wir uns, die entgangenen Kurven des Timmelsjochs ein wenig mit den Kurven der Piller Höhe (Nr. 14) aufzufangen bevor wir über den Fernpass (das ist der 15. und letzte Pass der Tour) wieder an ganz vielen Autos vorbeifahren dürfen / müssen. Um das aber nicht allzu lange tun zu müssen, biegen wir bei Ehrwald nach Garmisch ab und werden mit freien Blicken auf die Zugspitze belohnt.
Aufgrund der Uhrzeit – und der schon ziemlich langen Fahrstrecke – entscheiden wir uns gegen die Empfehlung des Navis, über den Walchensee und die Kesselbergstrecke zu fahren. Wir nehmen die B2 auf direktem Weg nach Hause und sind – mit einer kurzen Kaffeepause – nach 8 Stunden und 350 km wohlbehalten, glücklich und stolz auf unsere erste Bergtour wieder daheim.

Fazit.

Wir hatten schöne 4 1/2 Tage auf dem Bike – knapp 1.100 Kilometer und 15 Pässe (davon vier mit über 2.000 m Höhe) sprechen für sich. Christiane hat sich in den Bergen und mit den unzähligen Tornanti wohlgefühlt (Henrik natürlich auch) und wir freuen uns schon auf die nächsten Kurven im kommenden Jahr – das Timmelsjoch wird dabei sein.

Routen.

Wir sind insgesamt 1.090 km gefahren.

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